In den vergangenen Jahren sind ja viele Tabus gefallen: Kapitalismus, Monogamie, die Herrschaft der weißen Männer – muss nicht mehr sein, das alles. Alle, außer der CDU scheinen das langsam kapiert zu haben. Kürzlich sagte sogar die sonst fossilverliebte Internationale Energieagentur (IEA) mehr oder weniger: #keepitintheground
Doch beim Verfassen dieses Newsletters kribbelt es ein bisschen. Bei keinem anderen Thema haben wir mehr Gegenwind bekommen. Aus dem Verlag, von Kolleginnen und Freundinnen kamen zweifelnde Stimmen, ob das wirklich eine gute Idee sei: über psychedelische Pilze sprechen? Vielleicht sind diese Zweifel Nachwehen von Richard Nixons War on Drugs, der die Furcht vor Horrortrips schürte, Panikkampagnen fuhr, alles niedermachte, wovon die 68er träumten. Es würde gut ins Bild passen:
Der patriarchale Blick sieht die Erde im besten Fall als Ressource, im schlechtesten als Feind, den es zu unterwerfen gilt. Ganz sicherlich jedoch sieht er Mensch und Natur als getrennt mit der Folge, die Lebensgrundlagen bald aufgezehrt zu haben. Und diese Einstellung ist tief verwurzelt.
Rosalind Watts und Sam Gandy vom Imperial College London forschen zu Naturverbindung, eine der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Feld: das Gefühl der Naturverbindung stellt einen der größten Einflussfaktoren auf unser individuelles Umweltverhalten dar. Wer sich als eher entfernt von der Natur empfindet, fährt auch eher mal einen Igel platt.
Doch bei ihren mehrjährigen Studien fanden Watts und Gandy noch etwas heraus. Sie verabreichten Patientinnen mit schweren Depressionen Psilocybin, den Stoff, der Pilzen ihre Magie verleiht. Sie fanden nicht nur, dass die Depressionen in fast allen Fällen über Nacht verschwanden. Sie fanden auch: das Verständnis, dass es keine Kluft zwischen Mensch und Natur gibt, nahm sprunghaft zu. Was sie da sahen, war quasi überlebenswichtiger Bewusstseinswandel in Zeitraffer. Watts erzählte uns von einer Patientin, die nach einer Behandlung sagte: »Früher dachte ich immer, Natur sei das da auf einem Gemälde oder im Fernsehen. Jetzt habe ich verstanden: Ich bin Natur.«
Gandy schob hinterher: »Und das scheint mir ziemlich relevant angesichts der Tatsache, dass wir uns mitten in einen ökologischen Notstand hineinmanövrieren.«
Was wir darüber denken, ob wir Pilze nehmen würden und ob Psychedelika wirklich die Antwort auf die Klimakrise sind, das erzählen wir euch in einer Reihe von Online-Talks:
Universität der Künste Berlin
Montag, 28. Juni 2021 | 18.00 Uhr
Anmeldung zur Ringvorlesung per Mail mit dem Betreff „Gasthörer*in Ringvorlesung Klimawandel“: studium-generale@udk-berlin.de
Rachel Carson Center – LMU München
Dienstag, 13. Juli 2021 | 14.00 Uhr
Anmeldung zum Zoom: mail@puls.earth
Was darüber hinaus unsere Herzen höherschlagen lässt: Wir feiern eine richtige Live-Premiere mit Bühne, Publikum und Crémant.
Heimathafen Neukölln
2. Juli 2021 | 19.00 Uhr
Tickets an der Abendkasse
Wir freuen uns riesig, euch alle da zu sehen!
Liebe Grüße
Theresa & Raphael
P.S. Falls ihr Journalistin seid, und euch über bessere Klimaberichterstattung austauschen wollt: Wir gründen gerade das Netzwerk Klimajournalismus und würden uns riesig über deinen Input freuen!